Manifesto

Warum veranstalten wir ein anarchistisches Sommercamp?
Wir leben in einer menschenverachtenden Gesellschaft. Unser Wohlstand, unser Komfort basiert auf der brutalen Ausbeutung der Mehrheit der Weltbevölkerung. Menschenrechte und Selbstbestimmung sind für die Herrschenden und Besitzenden nur schöne Worte, mit denen sie sich schmücken, die aber bedeutungslos sind. Einige Wenige häufen unvorstellbaren Reichtum und Macht an und nutzen sie, um ihre menschenverachtende Gesellschaft brutal zu verteidigen. Sie bezahlen und erpressen ihre Söldner: Durch direkte Gewalt in Form von Armeen und Polizei, durch Einfluss auf Politik und Medien, durch Überwachung und Kontrolle.
An alle Menschen, die diese Menschenverachtung nicht hinnehmen wollen, richtet sich das anarchistische Sommercamp. Dabei ist es erstmal egal, ob du in einer Gruppe organisiert bist oder (noch) nicht; ob du das Gefühl hast, „genug“ gegen diese Ungerechtigkeiten zu tun oder nicht. Wir starten vom Gefühl, dass die jetzige Gesellschaft nicht akzeptabel ist. In so einer Welt wollen wir nicht leben, deswegen wollen wir sie ändern.
Wir wollen nicht länger gleichgültig zuschauen, während die Mehrheit der Weltbevölkerung – vor allem Frauen bzw. FLINTA-Personen und People of Colour – zu schweißtreibender Arbeit gezwungen (versklavt) und sexualisierter Gewalt ausgesetzt werden. Es ist uns nicht egal, wenn Tausende Menschen im Mittelmeer ertrinken. Es lässt uns nicht kalt, wenn Menschen in Kriegen um Rohstoffe sterben, die „unsere“ Staaten in unseren Namen führen, damit Menschen hier im Überfluss leben. Wir wollen nicht zusehen, während unser Planet größtenteils unbewohnbar gemacht wird. Es macht uns wütend, dass Blut und Schweiß von Frauen und Kindern aus Bangladesch an unseren Klamotten klebt. Wir wollen nicht länger hinnehmen, dass hier auf den Feldern und Baustellen vor allem Menschen ausgebeutet werden, die aus anderen Ländern hierherkommen – aus Ländern, die durch den korrupten Einfluss „unserer“ Regierungen ihrer Bevölkerung kein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Wir suchen nach Wegen, gegen diese Ungerechtigkeiten zu kämpfen.
Auf Spanisch bedeutet dasselbe Wort gleichzeitig „hoffen“ und „erwarten“ (esperar). Dies trägt eine Wahrheit in sich: Wir wollen gegen die Ungerechtigkeit kämpfen, weil wir hoffen sie ändern zu können. Und gleichzeitig kämpfen wir, weil wir erwarten, dass wir etwas ändern können – so zerbrechlich sich dieser Glaube an Veränderung auch manchmal anfühlen kann. Uns vereint eben auch die Erwartung, dass wir etwas ändern können – sonst wären wir so gleichgültig und untätig wie viele andere. Sonst wärst du nie hier gelandet und würdest gerade diesen Text lesen. Wir werden diese Ungerechtigkeiten beseitigen, auch wenn es ein langer, steiniger Weg mit vielen Kurven und Umwegen sein wird.
Wofür steht das A-Camp?
Das A-Camp ist ein Ort, an dem wir zusammenkommen, um darüber zu reden, wie dieser Weg, der uns zu einer menschlichen Gesellschaft führt, aussehen kann. Um darüber zu reden, wie eine menschliche Gesellschaft aussieht. Um darüber zu reden, welche Schritte wir gerade tun können, um auf eine menschliche Gesellschaft zuzusteuern. 
Es ist ein anarchistisches Zusammentreffen, weil wir denken, dass eine menschliche (befreite) Gesellschaft Herrschaft als solche beseitigen muss. Wir wollen nicht die derzeit Herrschenden durch andere Herrschende ersetzen, sondern Herrschaft und Zwang abschaffen. Wir sind der Überzeugung, dass wir erst menschlich miteinander leben können, wenn wir frei entscheiden können, was wir tun wollen und was nicht. Ohne Zwang werden wir nicht (nur) faul herumliegen, sondern die Dinge tun, die uns wichtig sind – bzw. endlich darüber nachdenken und reden können, was uns eigentlich wichtig ist. Wir wollen eine grundlegend andere Organisation der Gesellschaft, wir wollen nicht, dass ein Mensch einem anderen sagen kann, was der andere Mensch zu tun hat. Wir wollen gemeinsam darüber entscheiden, wie unsere Gesellschaft aussehen soll. Daher wird sich auch die Gruppe, die dieses Camp organisiert mit dem Zusammentreffen auflösen: Wir schaffen nur den Rahmen für das Zusammenkommen. Alles, was währenddessen passiert, liegt daran, was die Menschen vor Ort wollen. Worüber wir reden werden, wie wir gemeinsam Zeit verbringen werden, liegt daran, welche Fragen, Ideen und Erfahrungen wir alle mitbringen.
Das A-Camp ist auch ein Ort, an dem wir zusammenkommen, um uns gegenseitig kennenzulernen. Um uns zu organisieren und mit Gleichgesinnten für eine Gesellschaft ohne Zwang zu kämpfen. Aber eben auch – und das macht uns zu Anarchist*innen –, um auf dem Weg zu einer menschlichen Gesellschaft schon menschlich und empathisch miteinander umzugehen. Wir wollen dafür einen Raum schaffen, in dem wir uns freier fühlen können als in unserem Alltag, der von Zwängen geprägt ist. Wir wollen eine kleine Kostprobe davon bekommen, wie eine Gesellschaft ohne Herrschaft und Zwang aussehen kann. Es ist ein Zusammenkommen, bei dem wir merken, dass wir nicht allein sind mit unserem unstillbaren Verlangen nach einer gerechten Gesellschaft. Im Alltag können wir uns damit oft allein fühlen, aber beim Zusammenkommen merken wir, dass es vielen so geht wie uns.
Wir wollen uns also kennenlernen, organisieren und empathisch miteinander umgehen. Gleichzeitig wissen wir, dass wir alle Fehler machen werden, uns gegenseitig verletzen können. Wir machen Fehler ja gerade auch, weil wir in dieser beschissenen Gesellschaft erzogen worden sind. Wir wollen auch einen Raum schaffen, in dem wir Fehler machen dürfen – entscheidend ist, dass wir versuchen, empathisch mit unseren Fehlern umzugehen. Es soll ein Raum sein, in dem wir nicht alles wissen müssen – aber alles gemeinsam lernen können.
Kommt zum diesjährigen A-Camp nach Österreich!
solidarische grüße
eure A-Camp Orga.
 
 
Why are we organizing an anarchist summer camp?
We live in an inhumane society. Our prosperity and comfort are based on the brutal exploitation of the majority of the world’s population. Human rights and self-determination are just pretty words for the rich and the powerful classes to decorate themselves with, but they are meaningless. A few are piling up unimaginable wealth and power and use it to brutally defend their inhumane society. They pay and blackmail their mercenaries: through direct violence in the form of armies and police, through influence on politics and the media, through surveillance and control.
The anarchist summer camp is aimed at all people who do not want to accept this hatred against humans. It doesn’t matter whether you are organized in a group or not (yet); whether you feel you are doing “enough” against these injustices or not. We start from the feeling that the current society is unacceptable. We don’t want to live in such a world, so we want to change it.
We no longer want to look on indifferently while the majority of the world’s population – especially women or FLINTA people and people of color – are forced into brutal labor (enslaved) and have to suffer from forms of sexualized violence. It doesn’t leave us cold when thousands of people drown in the Mediterranean. We don’t want to look away while people die in wars over resources that “our” states wage in our name so that people here can live in comfort and luxury.We don’t want to stand by while our planet is made largely uninhabitable. It makes us angry that the blood and sweat of women and children from Bangladesh is on our clothes. We no longer want to accept that people are exploited here on the fields and construction sites. Largely people who come here from other countries – from countries that do not allow their people to live in dignity due to the corrupt influence of “our” governments -. We are looking for ways to fight against these injustices.
In Spanish, the same word means “hope” and “expect” (esperar). This carries a truth: we want to fight against injustice because we hope to change it. And at the same time, we fight because we expect that we can change something – as fragile as this belief in change can sometimes feel. We are also united by the expectation that we can change something – otherwise we would be as indifferent and inactive as many others. Otherwise, you would never have ended up here, reading this very text. We will eliminate these injustices, even if it will be a long, difficult path with many bends and detours.
What does the A-Camp stand for?
The A-Camp is a place where we can come together to talk about what this path that leads us to a human society can look like. To talk about what a human society will look like. To talk about what steps we can take right now to move towards a human society. 
It’s an anarchist meeting because we think that a human (liberated) society must eliminate domination as such. We do not want to replace the current rulers with other rulers, but to abolish domination and coercion. We are convinced that we can only live together humanely if we are free to decide what we want to do and what we don’t want to do. Without coercion, we will not (just) lie around lazily, but do the things that are important to us – or finally be able to think and talk about what is actually important to us. We want a radically different organization of society, we don’t want one person to be able to tell another what the other person has to do. We want to decide together what our society should look like. That’s why the group organizing this camp will dissolve with the first meeting of the get-together: We are only creating the framework for the get-together. Everything that happens during the camp will depend on what the people going there want. What we will talk about, how we will spend time together, depends on what questions, ideas and experiences all of us bring to the camp.
The A-Camp is also a place where we come together to get to know each other. To organize ourselves and fight with like-minded people for a society without coercion. But also – and this is what makes us anarchists – to treat each other with humanity and empathy on the way to a humane society. We want to create a space in which we can feel freer than in our everyday lives, which are characterized by constraints. We want to get a little taste of what a society without domination and coercion can look like. It is a gathering where we realize that we are not alone in our insatiable desire for a just society. In everyday life, we can often feel alone in this, but when we come together, we realize that many of us feel the same way.
So, we want to get to know each other, organize ourselves and treat each other with empathy. At the same time, we know that we will all make mistakes and can hurt each other. We make mistakes precisely because we have been brought up in this shitty society. We also want to create a space in which we are allowed to make mistakes – what is important is how we try to deal with our mistakes empathetically. It should be a space where we don’t have to know everything – but where we can learn everything together.
Come to this year’s A-Camp in Austria!
solidary greetings
your A-Camp Orgateam.